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Thema: Pferd mit Vorleben

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Pferd mit Vorleben

    Im Herbst kaufte ich eine Pferdedame, welche bereits länger nicht mehr geritten worden war. Es war eine Mischung aus Mitleid und sofortiger Sympatie gegenüber der Stute, welche mich spontan bewog, sie zu nehmen.
    Bei mir daheim zeigte sich schon im täglichen Zusammenleben, daß dieses Pferd durch eine sehr grobe Hand gegangen war, was sich dann bei den behutsam beginnenden ersten Reitversuchen, welche erst nach einer dringend nötigen osteopatischen Behandlung stattfinden konnten, da die Stute total verworfen ging, noch deutlicher bestätigte.

    Ich denke jetzt einmal, aufgrund der mangelnden Kondition zeigte sich auch nicht das volle Ausmaß ihres "reiterlichen Vorlebens".
    Nach einer verletzungsbedingten Pause, begann ich nun wieder langsam mit ihr an der Hand fortzugehen und sie zu reiten. Was sie mir nun zeigt, ist gelinde gesagt - ein bißchen schrecklich - .

    Die erste Phase: war unter keinem Umstand ans Gebiss zu bringen (aus Angst!), riß den Kopf schon beim Aufsteigen angstvoll bei bretthart gespanntem Körper hoch, war ein nach Hause Raser erster Rangordnung. Ging mir die ersten Male sogar im Schritt Richtung Heimat durch, war auf keinen Fall zu stoppen, hatte ich recht rasch, im Herbst schon überwunden - dachte ich -.

    Jetzt bietet sie mir all ihre früher erlernten "Erfahrungen" aus ihrem Vorleben an UND sie geht mir mit hochgerissenem Kopf (sie kann dabei gar nicht sehen wohin sie tritt) und durchgefallenem Rücken bei einer bemerkenswerten schiefen Verworfenheit in die Hand, daß mir Hören und Sehen vergeht.....
    Ich hoffe, daß ich ihr wieder so schnell wie im Herbst zeigen kann, daß es auch für sie schön und entspannend sein kann.
    Diese Art von "Reiten" ist für mich ganz unglaublich und kann ich gerne darauf verzichten...

    Liebe Grüße
    Greta

  2. #2
    Erfahrener Benutzer
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    Servus Greta!

    Schön, daß du dich so einem armen tier angenommen hast, aber schwierig bleibts trotzdem.
    Erfahrungsgemäßkann ich sagen, daß einmal erlernte verhaltensweisen NIE wieder "gelöscht" werden können,im besten fall nur überarbeitet.
    Situationen, wo das Tier wieder in alte Schemata zurück verfällt werden zwar seltener werden, ganz weg wird man sie aber kaum bekommen.

    Unsere Lora ist auch so ein Fall, wenn auch nicht so schlimm.
    Sie wurde vom Vorbesitzer nur gefahren und da zeigt sie auch ihre Eigenheiten, die ich nur langsam unter Kontrolle bringe. Interessanter Weise zeigt sie die beim reiten nicht, da hat sie eben keine schlechten Erfahrungen.

    LG gerald

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Avatar von diala
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    viel Vergnügen...

    da gibt es nur eins: ihr Reaktionsmuster am Boden umzupolen. Handarbeit, Kappzaumlongieren, jegliches Bremsen nur auf Stimme und mit hängendem Zügel. Anhalten auf ein scharfes "whoa" muss zum Reflex werden. Ihr Maul ist das Problem (Sitz schlechter Erinnerungen), also vergiss das Maul und reite sie nur mit hängendem Zügel. Dafür musst du aber die Hals-Rückenmuskulatur zuerst am Boden umformen, damit sie selber gerne eine gesunde v-a Haltung einnimmt/einnehmen kann.

    Umstellung auf gebisslos könnte erfolgreich sein, wäre aber im Moment noch viel zu riskant. Mach aber jetzt schon Vorübungen dafür, vielleicht kannst du bald vierzüglig reiten (am "Nasenzügel" reiten und den Trensenzügel nur noch für Notbremsung in Reserve auf dem Hals haben), und sie langsam umstellen.

    Rechne etwa drei Jahre, bis du einigermassen zuverlässig da stehst, wo du gerne sein möchtest... und ich würde sie gelegentlich auch mal duchchecken lassen, denn Kissing Spines z.B. können sehr wohl "durchgängig" machen. Und sie wird nie mehr ein Pferd für jemand anderen sein, wenn du nicht daneben reitest und jede Einwirkung vorne weg kommentieren kannst. Ein einziger schlechter Ritt kann dich jederzeit wieder um Wochen oder Monate zurückwerfen.

    wenn ihr euch findet, könnte das das Pferd deines Lebens sein, die dir so viel beibringt, dass du nie mehr ein Problempferd unterm Sattel haben wirst... pass aber auf dich auf!

  4. #4
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    Servus Diala!

    Fast genau so, wie Du vorschlägst, habe ich vom Herbst bis 29. Dezember mit ihr gearbeitet, mit Ausnahme des Kappzaumes (habe zur Zeit kein Viereck zur Verfügung) und dem Bestreben, doch eine Akzeptanz sanftester Gebisseinwirkungen zu erreichen.
    Leider ist nicht nur das Maul Sitz schlechter Erinnerungen (der Unterkiefer mußte vom Osteopathen repositioniert werden!), sondern auch ihr Genick (wurde u. a. osteopatisch behandelt), sowie ihr Nasenrücken. Dieser weist ein Überbein auf, dort wo ein Hackamoore liegen würde (!). Bin mit ihr an der Hand mit Knotenhalfter unterwegs gewesen, was ihr eher nicht gefallen hat. Somit ist dieser Weg vorerst auch einmal nicht anzudenken.

    Ihre Fortschritte vom Herbst bis zum 29. Dezember waren aufgrund ihrer Feinfühligkeit und Intelligenz erstaunlich! Hauptsächlich am hingegebenen Zügel, im Schritt und mit Stimmhilfen tasteten wir uns immer weiter vor und sie faßte rasch Vertrauen.
    Wir waren schon soweit, daß sie, solange ihre Muskulatur dazu imstande war, mir immer wieder, auf meine Trab-Veranlassung, diesen, für kurze Zeit, locker v/a anbot. Nach kurzen Reprisen habe ich sie stimmlich und mit aller zartester Unterstützung des Gebisses in den Schritt gebracht, ohne daß sie den Kopf hochwarf.
    Sie ist eines dieser seltenen Pferde, das immer alles richtig machen will. Trotz ihrer schlimmen Vergangenheit, welche sie mir nach und nach deutlich mitteilt, ist sie bereit, wieder zu vertrauen. Kleinste und feinste Anreize genügen, um eine Reaktion zu erhalten. Außer momentan. Sie erlebt offenbar, nach der Pause, gerade ein Deja vue alter Tage.
    An Kissing Spines will ich gar nicht denken, aber Du hast recht. Ich werde sie anschauen lassen.
    3 Jahre meinst Du, naja, da haben wir ja noch jede Menge Zeit
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Greta

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Avatar von silberkatze
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    Hallo Greta,

    ich bewundere Dich für Dein Vorhaben und wünsche Dir alles Gute. Sicher wird es immer wieder Rückfälle geben, aber ich glaube, dass Dich Deine Geduld ans Ziel bringen wird. Auch bei meinem Älteren hatte ich anfangs Schwierigkeiten aus verschiedensten Gründen. Und ich kann die Zeitdauer bestätigen. Jetzt nach gut 2,5 Jahren, in denen ich ihn nur noch selber reite, kommen wir uns näher und er taut auf und zeigt seine natürliche Neugier. Das Gefühl, das ich in den Momenten habe, ist unbeschreibbar. Das ist Belohnung pur.

    LG silberkatze

  6. #6
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    Hallo zusammen!

    @Silberkatze: da gibts nix zu bewundern. War meine eigene Wahl.
    Beim Kauf rangen zwei Männchen in mir: das eine: "nimm dieses Pferd nicht!!!" Das andere: grinste von einem Ohr bis zum anderen und gut war´s. .

    @Gerald: du hast natürlich damit recht, daß alte Verhaltensmuster in Streßsituationen gerne wiederkehren, denn die sind meist "gut erlernt".


    Nachdem ich ein Brainstorming bezüglich ihres Rückfalles gemacht habe, kam ich zu dem Resultat, daß ich einfach zu lässig geworden war. Nach dieser Pause hätte ich einen "Durchlauf" all der bei mir neu erlernten Dinge machen müssen, um zu sehen wieviel jetzt (noch) abrufbereit ist, um es gegebenenfalls wieder aufzufrischen.
    Dann ist sie mir kurz nach dem Aufsteigen ziemlich erschrocken und komplett in ihre alte Schiene (im wahrsten Sinn des Wortes) gesprungen und losgerast. Die nächsten 2 Ritte waren detto. Das hätte mir NICHT passieren dürfen!
    Sie hat mich gelehrt, daß ich - in so einem heiklen Fall - besser mehr denke als tue!

    Gestern habe ich mit ihr sehr behutsam nachgearbeitet und geschaut ob und was noch da ist. Zu meiner Freude hat sie nichts vergessen .
    Ihre Türen sind - unglaublicher Weise - wieder offen, und ich komme wieder zu ihr durch. Sie hört mich und antwortet mir, wir sind wieder im "Gespräch" !
    Die Marschrichtung stimmt und wir sind wieder am richtigen Weg zu einem noch in weiter Ferne liegendem Ziel....

    Liebe Grüße
    Greta

  7. #7
    Benutzer Avatar von trekpaard
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    hallo greta, du solltest dir wirklich angewöhnen deine pferde wenn du sie in den freilaufbereich geführt hast um 180grad zu drehen und anschließend die karabiener erst zu öffnen. es ist leider sehr weit verbreitet die pferde direkt im anfangsbereich einfach loszulassen, dadurch sind die zossen aber in der regel so geladen wie du es schon sagtest. oft sind diese pferde gar nicht weiter in die wiese führbar und sie reißen sich schon nach ein paar metern los und sind dann mit strick verschwunden. blöd ist das wenn man eine urlaubsvertretung dann mit den geschossen zur wiese schickt. nachdem du sie die erste zeit zu dir gedreht hast kannst du sie ja mit lekkerlies bestechen. sobald sie aber anfangen danach zu fordern es wieder sein lassen. hoffe das kam jetzt nicht blöd rüber. lieben gruß trekpaard

  8. #8
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    Servus Trekpaard!

    Danke für Deinen Tip, und der kommt gar nicht blöd rüber, hat absolut seine Berechtigung und ist eigentlich das A und O für das Führen von Pferden!

    Wie man sie zum ruhigen Gehen, bzw. Warten auf das Loslassen bringt, ist unterschiedlich und letztendlich auch egal, wichtig ist, wie Du schon sagtest der Gehorsam und gegenseitige Respekt.
    Wenn ich weiß, daß die Süßen besonders gut drauf sind, weil erstmalig im Jahr auf die Weide, oder einige Tage aus verschiedenen Gründen eben nicht dort draußen, gehen wir normalerweise einige Meter in die Wiese und entlasse ich sie dann dort in möglichster Ruhe.
    Im Routinefall entlasse ich sie aber schon am Eingang, weil sie ja, wie geschrieben, recht brav mit mir gehen und brav auf das Loslassen warten.
    Das Klicken ist für sie aber das Startsignal für eine lustvolle Galppade, jedoch ohne vorher am Strick zu reißen, am Stand zu hopsen, zu steigen, zu drängeln etc..
    Vielleicht habe ich mich in meinem Bericht falsch ausgedrückt und es kam der Eindruck von unhaltbaren Energiebolzen rüber . Dem ist nicht so, sonst könnte ich die drei ja niemals auf einmal führen.
    Die Galoppade nach dem Losklicken kann ich aber aus Pferdesicht gut verstehen und ich muß gestehen, erfreut mich jedesmal zutiefst, wenn die kleine Herde voll Lebenslust davonfliegt und über dem Hügel verschwindet!
    Stell Dir vor, Du kommst von einem graslosen Schotter- und Sandauslauf auf eine riesige große grüne Weide, die sanft hügelaufwärts steigt , weicher Naturboden unter den Hufen....
    Eigentlich wollte ich mit dieser Episode sagen, 1000xige Routine und einmal geht´s daneben. Glück und Unglück liegen oft nur milimeterbreit auseinander.

    Liebe Grüße
    Greta
    P.S.: und zeigt, dieser Vorfall, daß nichts über eine gute vetrauensvolle Pferd-Mensch-Beziehung geht!
    Geändert von Greta (28.05.2013 um 09:29 Uhr) Grund: Ergänzung

  9. #9
    Benutzer Avatar von trekpaard
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    hallo greta,
    ja passiert ist schnell was, und oft passiert es gerade alten hasen weil man etwas durch die ständige rutine schleifen läßt. aber nachdenklich macht so ein vorfall schon, aber das ist ja auch gut so. danach wird es wieder eine zeitlang bewusster gemacht. lieben gruß trekpaard

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