Ein "perfektes" (Wanderreit-)Pferd kriegst Du dann, wenn Du Dich, wenn das Pferd soweit ist, einfach aufs Pferd schwingst und reitest, reitest, reitest. Klein anfangen und groß aufhören!
Bei etwas weiteren Ritten wächst man zusammen! Auf immer neuen Wegen lernt das Pferd Dir voll zu vertrauen. Pferd und Reiter werden ein Team. Und wenn die Vertrauensbasis stimmt - ist a l l e s -möglich!!!
Manche Pferde werden vielleicht immer auf dem Weg zum perfekten Wanderreitpferd bleiben, aufgrund von körperlichen Mängeln. Nervöse Pferde brauchen meist länger, aber, der Weg ist (auch) das Ziel . Das Team wächst an den Aufgaben. Das Motto lautet also auch "learning by doing".
Und es ist ein und dasselbe Pferd für den einen Reiter perfekt, ein anderer kommt damit gar nicht zurecht. Das ist alles immer sehr relativ!
Am Ende eines solchen, sagen wir einmal, Verschmelzungsprozesses kennt einer den anderen mit all seinen Stärken und Schwächen und hat gelernt, damit umzugehen .
Noch eins, Pferde schätzen es sehr, wenn man ihnen Vertrauen entgegenbringt und ihnen auch etwas zutraut. Das kann ein Vorschlag bezüglich Tempo sein (z. B. einen schönen Wiesenweg im Galopp, oder eben auch einmal "nur" im Schritt), frei einen steilen Abhang hinuntergehen, oder auch einmal vielleicht, wenn möglich, entscheiden lassen, welchen Weg man nun nimmt ( z. B. daheim) ja, Pferde haben auch Vorlieben für diese oder eine Andere "Hausrunde" ......... Je nach Anlage des Tieres.
Das macht sie ungeheur stolz, und - Pferde denken mit - !!!
LG
Greta
ich danke Dir ganz besonders für Deinen Beitrag! Denn ehrlich gesagt, war ich bislang immer der gleichen Ansicht wie Du sie beschrieben hast (allerdings lernt man natürlich nie aus, und auch Geralds Tipp mit der Gewichtsverlagerung und Klaus' Tipp mit der Stimmunterstützung finde ich sehr interessant und überdenkungswürdig!) ...
Ich muß jetzt glaube ich erst mal ein wenig ausholen... meinen Wallach kenne und besitze ich seit seiner Geburt und wie das in solchen Fällen meistens so ist, haben wir auch ein ganz besonderes Verhältnis zueinander. Mal das Tempo vorschlagen lassen oder auch den Weg - warum nicht? Solange es bei Vorschlägen bleibt, finde ich es schön, wie sich mein Pferd einbringt und auch daran "wächst". Interessant ist auch, daß er in "prekären" Situationen (gibt es nicht oft, kommt aber natürlich mal vor), darauf bedacht ist, mich "zu schützen" (kann natürlich mit seinem Rang in der Herde -Chef- zu tun haben, seine Mädels können sich immer sicher sein, daß er sie schützt - ob sie wollen oder nicht ).
Natürlich ist nicht immer alles eitel Sonnenschein und gerade wenn ich ihn länger nicht beschäftigt habe, gibt es arge Diskussionen - vermutlich weil ich ihm diese "Freiheiten" gewähre.
Nun war vor kurzem meine Bekannte zu Besuch, die hatte vor einigen Jahren ein Pony, zu dem sie ein ähnliches Verhältnis hatte und auch sehr glücklich damit war.
Nun ist sie seit zwei Jahren Wanderreitführerin in Spanien mit -wie sie betont!- über 2.000 Stunden Wanderreiterfahrung, Gruppenführerin und natürlich Pferde-Betreuerin (lt. ihrer Aussage gibt es ca. 200 Pferde auf der Rancho, mit denen sie mal mehr, mal weniger zu tun hat) zwischen den Touren. Jungpferde an den Menschen gewöhnen und zu Wanderreitpferden auszubilden gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben.
Mit diesem Erfahrungsschatz kann ich natürlich nicht mithalten und erhoffte eigentlich konstruktive Kritik von ihr.
Allerdings wurde 75% meines Umganges mit meinen Wallach und fast 90% des Verhaltens meines Wallachs ggüber Menschen im Allgemeinen als falsch beurteilt: mein Wallach sei übergriffig, sogar an der Grenze zur Unerzogenheit, was ich durch seine Freiheiten während des Umganges/Reiten nur noch fördere. So darf dem Pferd beim reiten nicht erlaubt werden, Tempo oder Weg zu bestimmen (bzw. Vorschläge zu machen). Und beim Umgang am Boden, ist es dem Pferd nicht erlaubt, zuerst Kontakt zum Menschen zu suchen, diese Kontaktsuche müsse immer vom Menschen ausgehen.
Am Schlimmsten empfand ich ihre Aussage, daß sie auf der Rancho 3 Pferde mit ähnlichem Charakter wie meinen Wallach haben - solchen Pferde erlauben sie dort die erste Stunde beim Umgang/Arbeiten mit dem Pferd gar nichts, es wird sogar gestraft, wenn es einen Fuß bewegt, der nicht bewegt werden darf - "am besten prügelt man die Pferde erst mal durch, dann kann man suuuper mit denen arbeiten!"
Ich war fix und alle nach diesem Besuch - wie vor den Kopf gestoßen. Jetzt habe ich zumindest soviel Pferd- und Reiterfahrung, daß ich nicht alles annehme, was sie so von sich gibt, aber in's zweifeln und grübeln bin ich dann doch gekommen - vor allen Dingen, was die Eignung/Voraussetzung meines Wallachs zum Reiten allgemein und zum Wanderreitpferd im Speziellen betrifft... und natürlich auch meine Art des Umgangs mit meinem Wallach...
Dank Deines Beitrages Greta, weiß ich jetzt, daß ich mit meiner Art doch nicht so verkehrt liege - sondern einfach nur anders an die Sache rangehe; und solange durch meinen Umgang keine gefährliche Situationen entstehen und ich mein Pferd jederzeit unter Kontrolle habe, muß er nicht so "funktionieren" daß es anderen Leuten gefällt/paßt.
Es ist schön, wenn man nicht mehr zweifeln muß
@Gerald: das mit der reduzierten Gewichtsverlagerung finde ich schon sehr interessant, allerdings reite ich sehr gerne dressurmäßig und bin eigentlich begeistert, daß mein Pferd so schön auf Gewichtshilfen reagiert...
Meinst Du nicht, daß ein Pferd dies unterscheiden kann - also wenn es regelmäßig damit konfrontiert wird?
@Klaus: Stimmhilfen sind schon immer mein Ding gewesen - allerdings hält kein RL, den ich jemals hatte, was davon und bei meiner Prüfung zum Fahrabzeichen habe ich mir damit einen ordentlichen Anschiss vom Prüfer eingehandelt...
Aber im Erst: Man kann einen Wanderreitbetrieb nicht mit dem eigenen Pferd vergleichen. Schließlich wollen die ja etwas verkaufen. Und da müssen die Pferde auch mit Leuten, die das erste Mal auf einem Pferd unterwegs sind, zurecht kommen und dürfen kein Sicherheitsrisiko darstellen.
Nur dumm, wenn diese dann meinen, reiten sei ganz einfach und sich auf Grund dieser Erfahrung selber ein Pferd zulegen. Dann kommt die große Ernüchterung. Ein Arbeitskollege hat vor einigen Jahren so einen Trip durch Canada gemacht und war ganz überrascht, dass nicht alle Pferde so brav wie diese sein können als ich ihm dann so einige Geschichten erzählte, wie normale Pferde reagieren.
Bei Deiner Bekannten wird es ähnlich sein, wie auf Sardinien oder bei den Pyrenäenritten. Die Pferde kennen die Strecke auswendig und folgen ihrer Abteilung. Aber das wollen wir (ich) ja nicht. Ein mitdenkendes Pferd ist durch nichts zu ersetzen. Kann mich gut an einige Situationen erinnern, als Pferd meinte: Da durch - never! Und meist hatte er recht!
Also bleib auf Deinem Weg und lass Dich nicht irritieren.
Zum Training: Meiner weiß ganz genau wie er reagieren muß, deshalb mag er ja auch nicht in die Halle!
Du bist auf den absolut richtigen Weg! Laß Dich ja nicht beirren!!!
Das Maß an Freiheit, welches eine Person ihrem Pferd gewährt ist individuell verschieden, wie die einzelnen Charaktere. Die "Beschützerproblematik" kenne ich SEHR gut. Hatte einmal einen wunderbaren Araberhengst. Das ging so weit, daß ich mich auf ihn zurchtgekuschelt habe und ihn einfach machen ließ und es war UNVERGLEICHLICH.
Dem zuvor ging aber eine sehr gründliche Ausbildung - eben in der Natur - an der Hand, als er noch klein war. Und er durfte (fast) alles. Die Rangordnung war aber immer klar. Hat sich nie auf eine uns begegnenee (rossige) Stute gestürzt, obwohl er in Passage und mit Hengstgebrummel aber sehr oft am langen Zügel(!) an der Süßen vorbeigeschwebt ist. Kein Gelände war zu unwegsam, es sei denn, er konnte es nicht mehr bewältigen.
Eine kleine Episode: wir waren im Waldviertel bei Rastenfeld, am Stausee Ottenstein. Da gibt es eine allseits, aufgrund des starken Verkehrsaufkommens gefürchtete Brücke über einen Seitenarm des Sees. Ich kam gerade von einem Besuch bei Freunden auf der anderen Seite zurück. Diese verabschiedeten sich von mir vor der Brücke wieder und ich ritt weiter, Richtung nach Hause. Als wir (mein Pferd und ich) gut 1/3 hinter uns gebracht hatten, bemerkte ich ein uns entgegenkommendes Auto, welches schlingernd mit großer Geschwindigkeit und entsprechend scharfen Bremsungen, begleitet von lauten Bremsgeräuschen, hupend, mit Lichthupe auf uns zukam. Mein Hengst ging am langen Zügel und blickte dem Fahrzeug eintgegen, wie auch ich. Nur meine Augen waren schon etwas schreckgeweitet. Nun war das Fahrzeug fast bei uns. Aus den heruntergedrehten Scheiben quollen Arme, und halbe Oberkörper jolender Burschen heraus. Gas, Schleudern durch das starke bremsen, hupen u. Lichthupen mit Fahrbahnwechsel = auf meiner Seite. Ich fürchtete sogar kurz, sie würden uns rammen. Mein Pferd blieb ruhig und marschierte einfach dem Auto entgegen. Ich glaube, er wäre sogar eine Attacke gegen dieses Fahrzeug gelaufen.
Ich war damals so stolz auf ihn, dafür gibt es keine Worte!
LG
Greta
Ich hatte noch nie ein Pferd, das unterscheiden konnte, WANN es auf Gewichshilfen reagieren soll und wann nicht.
Mein jetziges kann z.B. genau unterscheiden, was hinten drann hängt. Mit einer Kutsche bleibt es sofort stehen, wenn plötzlicher Wiederstand auftritt, mit einem Baumstamm beim Holzrücken aber hängt sie sich sofort kräftig ins Geschirr, das funkt also hervorragend. Aber wie gesagt Gewichtshilfen kann sie nicht einschätzen.
Zur Ausbildung ganz allgemein möcht ich noch sagen, daß das immer sehr individuell ist. Jeder hat andere Vorstellungen und daher wird jedes Pferd etwas anders ausgebildet sein.
Ich halte es wie Klaus und liebe es, wenn sich mein Pferd "einbringt", für andere ist das vielleicht nur unangenehm und sie nennen es störrisch oder unfolgsam.
Weiters ist es auch nicht so leicht Ausbilder oder Lehrer zu finden, die WIRKLICH wissen, was ein echtes Wanderreitpferd können muß, bzw was zu lernen wäre, denn sie machen keine wirklichen Wanderritte. Daher sind Tipps von solchen Menschen oft nicht zu gebrauchen.
Daher ist es m.E. die einzige Möglichkeit SELBER Wanderritte zu machen und dabei zu sehen, WAS ich von meinem Tier erwarte und brauche, und genau DAS dann zu üben.
Also mach einfach so weiter, denk viel nach und versuche dich in dein Tier hinein zu versetzen, dann brauchst du keine Ratschläge.
bei uns im Stall habe ich auch schon von einem Reiterpaar eine Gardinenpredigt bekommen, ich hätte mein Pferd nicht im Griff (es hatte am Anbindeplatz seinen Kopf etwas heftig geschüttelt statt in Habacht-Stellung dort zu stehen), ich könne nicht reiten (ich reite ausgesessen mit langen Bügeln, die vier Zügel von Kappzaum und Stange in einer Hand) und vom Longieren hätte ich auch keine Ahnung (da ich das Longieren bei Solinski gelernt habe, bewege ich mich dabei mit dem Pferd mit und stehe nicht steif wie eine Pilare in der Mitte). Kürzlich begegnete ich den beiden im Gelände, sie ritt rechts an mir vorbei, er links, mein ach so unerzogenes Pferdl drehte kurz die Ohren, bewegte nicht mal den Kopf und stapfte dann weiter. Und ich grinste bei dem Gedanken, dass ich doch für jemanden, der von Pferden so gar keine Ahnung hat, offenbar ein gutes Händchen in der Wahl meines Tieres hatte, das trotz meiner Unfähigkeit macht, was ich von ihm verlange...
Also lass dir nicht reinreden. Suche dir ein paar Leute, denen du in Sachen Pferde wirklich vertraust und besprich dich mit denen, wenn es Probleme gibt, und die anderen lass einfach schwatzen.
Was die Eigeninitiative des Pferdes angeht, da war meine langjährige Reitbeteiligung, eine Freibergerstute, eine gute Lehrerin. Eine der ersten Lektionen war, dass sie auf einem schmalen Pfad im Wald, links und rechts undurchdringliches Jungholz, vor einer Schlammpfütze stehen blieb. Ich, damals der Meinung, man müsse sich dem Pferd gegenüber immer durchsetzen, zwang sie vorwärts, indem ich ihr ein paar Mal die Gerte über den Arsch zog. Einen Augenblick später versank sie mit den Vorderbeinen fast bis zur Brust in einem Schlammloch und rettete uns nur durch ein kraftvolles Abdrücken mit den Hinterbeinen aus der misslichen Lage. Ein anderes Mal ging sie, “das mach ich mit links”, über einen vereisten Weg, während ich noch überlegte, wie ich am besten ausweiche.
Seither habe ich kein Problem damit, das Pferd gewissermassen um seine Meinung zu fragen, und gegebenenfalls das zu tun, was es vorschlägt.
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