Aber im Erst: Man kann einen Wanderreitbetrieb nicht mit dem eigenen Pferd vergleichen. Schließlich wollen die ja etwas verkaufen. Und da müssen die Pferde auch mit Leuten, die das erste Mal auf einem Pferd unterwegs sind, zurecht kommen und dürfen kein Sicherheitsrisiko darstellen.
Nur dumm, wenn diese dann meinen, reiten sei ganz einfach und sich auf Grund dieser Erfahrung selber ein Pferd zulegen. Dann kommt die große Ernüchterung. Ein Arbeitskollege hat vor einigen Jahren so einen Trip durch Canada gemacht und war ganz überrascht, dass nicht alle Pferde so brav wie diese sein können als ich ihm dann so einige Geschichten erzählte, wie normale Pferde reagieren.
Bei Deiner Bekannten wird es ähnlich sein, wie auf Sardinien oder bei den Pyrenäenritten. Die Pferde kennen die Strecke auswendig und folgen ihrer Abteilung. Aber das wollen wir (ich) ja nicht. Ein mitdenkendes Pferd ist durch nichts zu ersetzen. Kann mich gut an einige Situationen erinnern, als Pferd meinte: Da durch - never! Und meist hatte er recht!
Also bleib auf Deinem Weg und lass Dich nicht irritieren.
Zum Training: Meiner weiß ganz genau wie er reagieren muß, deshalb mag er ja auch nicht in die Halle!
Du bist auf den absolut richtigen Weg! Laß Dich ja nicht beirren!!!
Das Maß an Freiheit, welches eine Person ihrem Pferd gewährt ist individuell verschieden, wie die einzelnen Charaktere. Die "Beschützerproblematik" kenne ich SEHR gut. Hatte einmal einen wunderbaren Araberhengst. Das ging so weit, daß ich mich auf ihn zurchtgekuschelt habe und ihn einfach machen ließ und es war UNVERGLEICHLICH.
Dem zuvor ging aber eine sehr gründliche Ausbildung - eben in der Natur - an der Hand, als er noch klein war. Und er durfte (fast) alles. Die Rangordnung war aber immer klar. Hat sich nie auf eine uns begegnenee (rossige) Stute gestürzt, obwohl er in Passage und mit Hengstgebrummel aber sehr oft am langen Zügel(!) an der Süßen vorbeigeschwebt ist. Kein Gelände war zu unwegsam, es sei denn, er konnte es nicht mehr bewältigen.
Eine kleine Episode: wir waren im Waldviertel bei Rastenfeld, am Stausee Ottenstein. Da gibt es eine allseits, aufgrund des starken Verkehrsaufkommens gefürchtete Brücke über einen Seitenarm des Sees. Ich kam gerade von einem Besuch bei Freunden auf der anderen Seite zurück. Diese verabschiedeten sich von mir vor der Brücke wieder und ich ritt weiter, Richtung nach Hause. Als wir (mein Pferd und ich) gut 1/3 hinter uns gebracht hatten, bemerkte ich ein uns entgegenkommendes Auto, welches schlingernd mit großer Geschwindigkeit und entsprechend scharfen Bremsungen, begleitet von lauten Bremsgeräuschen, hupend, mit Lichthupe auf uns zukam. Mein Hengst ging am langen Zügel und blickte dem Fahrzeug eintgegen, wie auch ich. Nur meine Augen waren schon etwas schreckgeweitet. Nun war das Fahrzeug fast bei uns. Aus den heruntergedrehten Scheiben quollen Arme, und halbe Oberkörper jolender Burschen heraus. Gas, Schleudern durch das starke bremsen, hupen u. Lichthupen mit Fahrbahnwechsel = auf meiner Seite. Ich fürchtete sogar kurz, sie würden uns rammen. Mein Pferd blieb ruhig und marschierte einfach dem Auto entgegen. Ich glaube, er wäre sogar eine Attacke gegen dieses Fahrzeug gelaufen.
Ich war damals so stolz auf ihn, dafür gibt es keine Worte!
LG
Greta
Ich hatte noch nie ein Pferd, das unterscheiden konnte, WANN es auf Gewichshilfen reagieren soll und wann nicht.
Mein jetziges kann z.B. genau unterscheiden, was hinten drann hängt. Mit einer Kutsche bleibt es sofort stehen, wenn plötzlicher Wiederstand auftritt, mit einem Baumstamm beim Holzrücken aber hängt sie sich sofort kräftig ins Geschirr, das funkt also hervorragend. Aber wie gesagt Gewichtshilfen kann sie nicht einschätzen.
Zur Ausbildung ganz allgemein möcht ich noch sagen, daß das immer sehr individuell ist. Jeder hat andere Vorstellungen und daher wird jedes Pferd etwas anders ausgebildet sein.
Ich halte es wie Klaus und liebe es, wenn sich mein Pferd "einbringt", für andere ist das vielleicht nur unangenehm und sie nennen es störrisch oder unfolgsam.
Weiters ist es auch nicht so leicht Ausbilder oder Lehrer zu finden, die WIRKLICH wissen, was ein echtes Wanderreitpferd können muß, bzw was zu lernen wäre, denn sie machen keine wirklichen Wanderritte. Daher sind Tipps von solchen Menschen oft nicht zu gebrauchen.
Daher ist es m.E. die einzige Möglichkeit SELBER Wanderritte zu machen und dabei zu sehen, WAS ich von meinem Tier erwarte und brauche, und genau DAS dann zu üben.
Also mach einfach so weiter, denk viel nach und versuche dich in dein Tier hinein zu versetzen, dann brauchst du keine Ratschläge.
bei uns im Stall habe ich auch schon von einem Reiterpaar eine Gardinenpredigt bekommen, ich hätte mein Pferd nicht im Griff (es hatte am Anbindeplatz seinen Kopf etwas heftig geschüttelt statt in Habacht-Stellung dort zu stehen), ich könne nicht reiten (ich reite ausgesessen mit langen Bügeln, die vier Zügel von Kappzaum und Stange in einer Hand) und vom Longieren hätte ich auch keine Ahnung (da ich das Longieren bei Solinski gelernt habe, bewege ich mich dabei mit dem Pferd mit und stehe nicht steif wie eine Pilare in der Mitte). Kürzlich begegnete ich den beiden im Gelände, sie ritt rechts an mir vorbei, er links, mein ach so unerzogenes Pferdl drehte kurz die Ohren, bewegte nicht mal den Kopf und stapfte dann weiter. Und ich grinste bei dem Gedanken, dass ich doch für jemanden, der von Pferden so gar keine Ahnung hat, offenbar ein gutes Händchen in der Wahl meines Tieres hatte, das trotz meiner Unfähigkeit macht, was ich von ihm verlange...
Also lass dir nicht reinreden. Suche dir ein paar Leute, denen du in Sachen Pferde wirklich vertraust und besprich dich mit denen, wenn es Probleme gibt, und die anderen lass einfach schwatzen.
Was die Eigeninitiative des Pferdes angeht, da war meine langjährige Reitbeteiligung, eine Freibergerstute, eine gute Lehrerin. Eine der ersten Lektionen war, dass sie auf einem schmalen Pfad im Wald, links und rechts undurchdringliches Jungholz, vor einer Schlammpfütze stehen blieb. Ich, damals der Meinung, man müsse sich dem Pferd gegenüber immer durchsetzen, zwang sie vorwärts, indem ich ihr ein paar Mal die Gerte über den Arsch zog. Einen Augenblick später versank sie mit den Vorderbeinen fast bis zur Brust in einem Schlammloch und rettete uns nur durch ein kraftvolles Abdrücken mit den Hinterbeinen aus der misslichen Lage. Ein anderes Mal ging sie, “das mach ich mit links”, über einen vereisten Weg, während ich noch überlegte, wie ich am besten ausweiche.
Seither habe ich kein Problem damit, das Pferd gewissermassen um seine Meinung zu fragen, und gegebenenfalls das zu tun, was es vorschlägt.
Vielen Dank für Eure Beiträge, die ich leider erst jetzt lesen kann, da mein PC in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist und ich erst jetzt wieder ans www angeschlossen bin ...
Werde mich die nächsten Tage noch mal ausführlicher melden!
die anderen haben dich ja schon beruhigt und aufgebaut ich sehe es genau so.
Zu den Stimmhilfen - doch bei manch klassischem RL ist das unabdingbar. Die Pferde werden dann zunächst an der Doppellonge und dann am Langzügel gearbeitet. Das geht nur auf Stimme. Der RL bei dem ich Unterricht nehme nimmt das sehr genau. Schritt/Trab/Galopp muss auf Stimmkomando funzen, Beinhilfen werden später gebraucht, bei den schwierigen Lektionen.
Mach dir wegen der Sachen die dir gesagt wurden keinen Stress, wichtig ist doch, dass DU dich mit deinem Pferd gut fühlst!! ich finde, deine Beschreibung hört sich außerordentlich sympatisch an.
Und zum Thema Eigeninitiative noch ein Anekdötchen... wir haben mal zwei Nächte bei einem Sternritt übernachtet. An einem Tag wollten wir eine Tour durch den Wald um den Zeltplatz herum drehen.
Wie es sich für richtige W-Reiter gehört haben wir die Karte *hüstl* vergessen... gemerkt haben wir das natürlich erst, nachdem wir stundenlang kreuz und quer im Wald herumgeritten waren... *kicher* glücklicherweise hat die Isi Stute meiner Freundin ein eingebautes Navi und hat uns sicher zum Zeltplatz zurückgebracht. Man merke, die Pferde und wir waren zuvor noch nie dort und vorher vier Tage dort hingeritten!
Ist mir doch lieber als in so einer Situation ein Pferd, dass bedröppelt neben mir steht, aller höchster Warscheinlichkeit nach die Antwort und Lösung auf meine Misere weis und sich nicht traut sie mir zu sagen??
es gibt auch Profis, die denken wie wir... wenn du noch einen Weihnachtswunsch frei hast, wie wärs mit dem Buch "Der von den Pferden lernt" von Mark Rashid.
Zugegeben, der Titel hört sich etwas schmalzig an... Mark Rashid hat mit diesem Buch aber eine wirklich sehr zauberhafte, lustige, manchmal traurige und wunderschöne Biografie seines Ranchpferdes Buck geschrieben. Du wirst sehen, Buck ist auch sehr eigenständig!
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