Am Freitag 26. April trafen sich auf dem Hof Heweblick bei Engen-Anselfingen 5 Reiter mit ihren Pferden inkl. Handpferd und 2 Hunden zum 3 tägigen Wanderritt. In Kürze sind die Pferde gesattelt und bepackt und abrittbereit. Wir waren 3 Tage unterwegs. Nichts gefährliches, Flachland, etwas hügelig, eben wie der Hegau nördlich vom Bodensee eben so ist. Wir das waren Regula mit ihren zwei Freibergern. Sie wechselt alle 2 Stunden das Reittier, um sie zu entlasten. Dann Günther mit seinem Karabagh, Pat mit ihrem Dillboz und Silvia mit Flash und ich mit meinem Cool.
Bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein reiten wir gegen Norden zur Achquelle, der grössten Quelle Deutschland wo 8'000 Liter Wasser pro Sekunde aus dem Felsen strömen. Nach kurzem Augenschein und Fotohalt gehts weiter durchs Wasserburgertal nach Eigeltingen zur Lochmühle einem über 400 Jahren altem Bauernhof mit vielen freilaufenden Haustieren. Die Pferde werden getränkt und wir genehmigen uns ein kühles Bier. Issy-kul erschreckt sich an einem freilaufenden Pfau beruhigt sich aber.
Wir genossen das kühle Nass und machten uns auf die Lokalität zu verlassen, als ein Alpaka angestürmt kam und unbedingt Freundschaft mit unseren Pferden schliessen wollte. Zum Glück waren unsere 2 Rittbegleithunde wachsam und lenkten das Alpaka ab, so dass wir aus der Ferne das Fangmichdoch-Spiel zwischen Hund und Alpaka auf dem Parkplatz des Lokals geniessen durften, welches sicherlich 5 Minuten dauerte, bis es dem Alpaka dann doch zu blöd war, den Hunden nach zu jagen und es dann doch wieder Richtung Heuhaufen verschwand. Wir ritten keine 2 Minuten weiter als vor uns 2 Schafe auf dem Weg zwischen Waldhang und Zaun davonstürmten, ohne dass sich unsere Pferde gross aufgeregt hätten. Als eines der beiden Wollmolloche jedoch im gestreckten Galopp wieder auf uns zustürmte, war es dann doch um die Fassung unserer erprobten Gebirgspferde geschehen, und sie entschieden sich auf dem Absatz kehrt zu machen, und diesem gefährlichen Wolf im Schafpelz zu entfliehen. Zum Glück dauerte die Flucht nur so lange, bis das Schaf glücklich an uns vorbei war, und so konnten wir nach 20 m unsere Pferde wieder einbremsen. Zum Verdruss mussten wir jedoch feststellen, dass weder die Gloves, noch die Renegate Klebeschuhe, für solche Aktionen gebaut waren. Dank dem Kampfschaf mussten wir je einen der beiden Hufschutzteile auswechseln, bevor wir weiterreiten konnten.
Wir gondeln da also gemütlich durch die Gegend, das Krebsbachtal hinauf Richtung Homberg. Das Krebsbachtal ist ein verwunschenes Tal, in dem schon die Steinzeitmenschen nach Hasen gejagt und Beeren gesammelt haben. In diesem Tal, in dem du den Krebsbach x-mal furten musst, und ganze Teilstücke des Weges überschwemmt sind, kannst du dich so richtig zurück besinnen an die Zeit, als das Lagerfeuer noch die Wärmequelle und die Axt dein kostbarster Besitz war.
Hier in diesem Tal, dass wir völlig unseren Träumen hingegeben durchreiten, hängt ein Baum quer über den Weg. Wir nennen uns ja nicht umsonst die „Zügellosen Reiter“, so dass ich auch in dieser Situation die Zügel mal wieder nicht in den Händen hielt, sondern diese am Sattelknauf festgemacht hatte, als Cool vor dem Baum stehen blieb, um kurz die Situation zu durchdenken. Ich wachte aus meinen Träumen auf, nur um festzustellen, dass es für ihn klar war, dass er mit samt Sattel unter dem Baum durchkommen würde. Ich dachte noch, der geht jetzt da unten durch…. Und dann war es schon so weit, ich hing am Baum ohne Sattel und Pferd unter mir, und wunderte mich, was ich hier oben machte.
Zum Glück sind 150 cm nicht sehr weit, so dass ich auf Füssen und Oberarmen gelandet bin, ohne grösseren Schaden zu nehmen. Mein Zottel stand auf der anderen Seite des Baumes ebenso verdutzt über die plötzliche Erleichterung und schaute sich nach mir um. Die anderen Pferde drehten um, um in die andere Richtung ab zu düsen, wie der Baum frei von meinem Gewicht wieder nach oben schnellte. Aber nach 10 m war auch ihnen klar, dass ausser Adrealin nichts Gefährliches unterwegs war.
Ich stieg also wieder auf und wir ritten frohen Mutes weiter, etwas wachsamer als zuvor, und bald kamen wir dann auch aus dem Tal heraus.
Ueber wunderschöne Waldpfade und später auch teilweise durch einen Bach reiten wir unserem ersten Etappenziel der Wanderreitstation Homberg entgegen. Rund 35 km sind zurückgelegt und die Pferde werden auf eine schöne Weide entlassen und wir beziehen unsere Zimmer. Hungrig geniessen wir unser Abendessen und legen uns schon um 22.00 Uhr müde auf unsere weichen Matratzen.
Zeitig um 6.00 Uhr stehen wir am Samstagmorgen auf und füttern unsere Pferde. Ueber Nacht hat es leicht geregnet und das Termometer ist auf 5 Grad gesunken. Dies macht unserer Stimmung jedoch keinen Abbruch und wir machen uns bald auf den Weg Richtung Süden zum nächsten Etappenziel der Criollo Ranch bei Gaillingen am Hochrhein. Dort wollen wir uns mit anderen Wanderreitern treffen. Zunächst müssen wir aber noch an die 53 km ohne Höhenmeter mitgerechnet zurücklegen. Bei leichtem Regen reiten wir durch schöne Buchenwälder die mit ihren neogrünen Blätter wunderschön leuchten. Es mussten Elektrozäune abgebaut und wieder aufgebaut werden, Schnellstrassen überquert werden, Eisenbahnschienen überschritten werden. Steile Anstiege sind wir hochgeritten und die Abstiege wieder runtergelaufen. Gegen 13.30 Uhr treffen wir in Ueberlingen am Riet ein wo uns ein freundlicher Kellner erlaubt, die Pferde am Zaun hinter dem Restaurant anzubinden. Im Restaurant haben wir etwas Kleines gegessen und uns etwas aufgewärmt. Später sind wir auf einem schmalen Grenz-Höhenweg lange Zeit durch einen Märchenwald geritten. Eine steife Bise hat über die Hochebene geweht aber die Landschaft war so schön, dass wir dies nicht gross zur Kenntnis genommen haben. Dann galt es schlammige Wege zu durchreiten, sumpfigen Wald mit umgestürzten Bäumen waren zu durchreiten. Eine Holzbrücke zu queren war uns zu riskant, die hätte einstürzen können, also mussten wir das Waldtobel hinunter gehen, die grössten Aeste umgestürzter Bäume mit der Handsäge durchtrennen und auf der anderen Seite wieder hochgehen auf der Suche eines Weges. Teilweise sind die Grenzweg zugeschüttet worden und neue Pfade mussten gefunden werden. Peter hat dies souverän gelöst, sogar trabend hat er uns mit seinem GPS navigiert. Nach 11 ½ Stunden ritt sind wir gegen 20.30 Uhr auf der Criollo Ranch bei Heiko eingetroffen. Die Pferde bekamen ihren Offenstall oder Box und wurden mit Heu und Kraftfutter für ihre tolle Leistung belohnt. Wir bekamen feine Bio-Kottelets mit Pommes und Bier à la discretion und müde aber glücklich sind wir um 22.30 Uhr zu Bett gegangen.
Sonntag Morgen nieselte es kurz noch etwas. Nach der Fütterung der Pferde frühstückten wir und um 9.45 Uhr war Abritt. Die heutige Etappe sollte kürzer ausfallen und uns wieder an unseren Ausgangspunkt nach Anselfingen führen. Unterwegs hatten wir diesmal weniger Trabstrecken und etwas Teerbelag wurden aber durch schöne Landschaften entschädigt. Die Pferde durften in grossen Wiesen grasen. Wir haben Rehe, Feldhasen, Fasanen und singende Lerchen im Fluge beobachet und von Wildschweinen aufgewühlte Wiesen vorgefunden. Bei einem Reiterhof stieg uns der Geruch von Essen in die Nase und wir haben versteckt hinter dem Hof ein kleines Restaurant die blaue Eule entdeckt. Also nichts wie hin, die Pferde angebunden und uns neu gestärkt. Nach einer Stunde Rast ritten wir weiter über Wiesen, Wälder und Weiden an hübschen Burgen und durch schmucke Dörfchen hindurch bis wir nach 33 km wieder auf dem Hof Heweblick eintrafen. Nachdem den Pferden etwas Heu zugesteckt wurde haben wir uns zum Abschiedstrunk im dortigen Saloon zusammengetan. Nur zu schnell mussten wir aufbrechen, die Pferde
verladen und ein jeder ist mit vielen neuen Erlebnissen nach Hause gefahren
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