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Thema: Pferdegymnastik?

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Grüß Euch!

    Ich frage mich, ob so eine Gymnastizierung wirklich so wichtig ist!
    Bitte versteht mich nicht falsch, sicher ist sie gesund, aber ist sie auch so notwendig, wie es oft beschrieben wird?

    Ich vergleiche gerne und oft mit der früheren Pferdehaltung.
    Damals war das Pferd für zahlreiche Menschen überlebenswichtig. Bauern, Fuhrleute, Post (früher privat), Händler, usw verhungerten ohne Pferd.
    Die durchschnittliche "Nutzungsdauer" der Tiere wird in alten Schrifften mit etwa 25-30 Jahre angegeben. Heute liegt sie bei rund 10 Jahren (Uni-Studie), trotzdem die Fütterung und die medizinische Betreuung sicher wesentlich besser ist und die Tiere bei weitem nicht so belastet werden.

    KEINER der oben genannten "Pferdenutzer" hat jemals auf Haltung, Gymnastizierung, udg geachtet. Das taten nur die "feinen Leute", siehe z.B. klassische Reiterei. Daraus stammt ja eigentlich die heutige Dressur der div. Reitweisen ab. Das waren aber vergleichsweise die wenigsten Pferde.

    Die weit aus überwiegende Anzahl früherer Pferde kam nie in den Genuß von Gymnastizierung und trotzdem waren sie unglaublich leistungsfähig und langlebig.

    Wie passt das zusammen?????

    LG gerald

  2. #2
    Benutzer Avatar von Angie
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    Ich denke,dass die Pferde früher nicht so überzüchtet waren wie heute und vielleicht steckt die Erklärung auch darin,dass unsere Pferde meist nur einseitig genutzt werden. Früher ...so könnte ich mir vorstellen....wurde so ein Pferd vielfältig eingesetzt und somit auch verschiedene Muskeln beansprucht.
    Und früher hat man sich nicht soviel Gedanken gemacht. Auch wenn das Pferd alt wurde,heißt es ja nicht,dass es stets gesund war. Heute achtet man eben aus Liebe und "Wissen" mehr dadrauf.
    Liebe Grüße Angie

  3. #3
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    Grüß Dich Gerald!
    Die "feinen" Leute betrieben im Feudalismus "Dressur" als dekadente Form der "Kriegskunst" zu Pferde. Ursprünglich ging es meines Wissens "nur" darum, ein Ross zu reiten, daß im Krieg Angriff, Verteidigung und Schutz mitmachte sowie auch dem Reiter bot. Alle Figuren der "klassischen Reitkunst" z. B. in der Spanischen Hofreitschule zu Wien, entstammen dieser ursprünglich Ausbildung der Kriegsrösser - und sind auch zugleich zutiefst "pferdisch" . Ein Hengst, der imponiert oder sich präsentiert, hat alle diese "Figuren" intus.
    Später wurde daraus dann Spaß (königliche Reitkarusselle). Der Spaß wurde zum Sport und dafür brauchte man Pferde mit Gang.
    Um dieses "Zuchtprodukt" in größerer Menge herzustellen, wurde eine Zeit lang alles, und zwar wirklich alles zur Zucht verwendet, was nach Gang aussah, unter anfänglich leider totaler Vernachlässigung der jeweiligen größeren oder kleiner Wehwechen. Somit wurde leider auch die Härte und Gesundheit rausgezüchtet. Damit sind wir beim Punkt der heutigen "Kurzlebigkeit". Dieses Phänomen ist bei allen plötzlich stark nachgefragten Tieren festzustellen.
    Als ich meinen Beitrag zum Theme Gymnastizierung schrieb, wollte ich eigentlich erwähnen, daß es mir sehr um die Entwicklung der "gemeinsame Sprache" geht. Und diese kann man z. B. am 4-Eck auch recht gut entwickeln. Aber sicher auch draußen. Es ist meines Erachtens eine Frage der Einstellung, wie auch der Wertschätzung meines Partners Pferd. Je besser diese Sprache funktioniert, umso besser das Team.
    In meinem besonderen Falle schrieb ich, daß ich sehr auf die aktive Hinterhand achte, da dies der Motor des Vorfwärts ist und ich einen ausgemachten Spitzbuben mit großer Willensstärke reite, der, wenn ich ihm so ließe, wie er wollte, nur zum nächsten saftigen Grasbüschel marschieren würde, und das wärs dann . Bei uns ist es also auch eine Frage des gegenseitigen (er kommt dann schon noch zu seinen Grasbüscheln) Respektes und der Rangordnung.
    Liebe Grüße
    Greta

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Avatar von Wolfman
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    Was den heutigen Lebensalterdurchschnitt betrifft (ich meine sogar mal was von nur 8 Jahren gehört zu haben): Viele große Gestüte fahren reihenweise ihre Fohlen zum Metzger wenn sie dem Zuchtstandard nicht entsprechen oder krank sind. Das wurde mir vom hießigen Pferdemetzger mal so gesagt. Wenn diese Tiere in diesem Durchschnitt mitberechnet werden dann braucht man sich nicht wundern.

    Gruß Ben

  5. #5
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    Hallo Angie!
    Diese vielfältige Nutzung spielt sicher eine Rolle. Sicher hast du auch Recht, daß der Tierschutzgedanke noch nicht verankert war, aber der Eigennutzen bzw die Überlebenswichtigkeit hing schon von einem gesunden und damit leistungsstarken Pferd ab.
    Eine wahrscheinliche Überzüchtung, oder Zuchtauswahl nach falschen Kriterien (Schönheit vor Leistungsvermöge) scheint mir wie dir möglich.

    Hallo Greta!
    Wenn du Dressur auch als "Beziehungsarbeit" siehst, und das ist sie ja irgendwie auch, dann hast du sicher Recht. Aber dazu gibt es m.E. wesentlich bessere Übungen. Die Bodenarbeit z.B.

    Hallo Ben!
    Diese Studie wurde in Deutschland gemacht und bezog sich ausschließlich auf das Freizeitpferd. Zu reinen Schlachtpferden hatten die teilnehmenden Unis gar keine Verbindung.


    Was mich ebenfalls noch stutzig macht ist, daß es keinerlei Aufzeichnungen, Überlieferungen, o.Ä. über Gymnastizierung im weitesten Sinne von richtigen Reitervölkern gibt. Weder von Mongolen (DEM Reitervolk schlechthin), noch von Husaren, Kosaken, Indianern, Cowboys, Vaqueros, usw. Ebenso bei den div. Militärs.

    Gymnastizierung war immer nur eine Handlung von kultureller Natur, also von Menschen, welche das Pferd als Statussymbol verstanden. "Arbeiter" taten es nie, obwohl wie gesagt deren Überleben davon abhing.

    Wie gesagt, Dressur bzw. Gymnastizierung, ist sicher eine gute Sache und in vielen Fällen (einseitige Belastung, oder ungesunde Nutzung wie die ganze Woche stehen und dann am Sonntag schnell eine Runde Gallopieren) wichtig, aber der Stellenwert ist m.E. übertrieben.
    Das kommt mir vor wie wenn ein starker Raucher sagt: Ich ziehe aufs Land um der schlechten Luft der Stadt zu entrinnen.

    LG gerald

  6. #6
    Erfahrener Benutzer Avatar von Molly
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    Moin Gerald,

    ich glaube, ein Pferd "geht eher kaputt" wenn es rumsteht (23 Stunden Box und 1 Stunde Reithalle) ... ein Arbeitspferd, das unter der Woche täglich 10 Stunden gepflügt hat und am Wochenende die Familie in der Kutsche zur Kirche gezogen hat, hatte zwar schwere Arbeit zu leisten, ist aber sicher "elastischer und lockerer" gewesen als so manches Dressurpferd heutztage

    ... jedenfalls bezeichnete ein altes Bäuerchen, bei dem ich früher meine Pferde hatte viele der Probs, die so auftraten als "Wohlstandsprobleme" und seine Ackerpferde, die er früher hatte, sind durchweg Mitte 20 geworden und haben noch schwer auf dem Feld gearbeitet.

    Bei uns heute (also speziell auch unsere kleine Gemeinde hier) wollen wir zwar vielleicht viel reiten und die Pferde auf riesigen Weiden halten, geht das aber immer? Ich muss Kompromisse schließen und meine Pferde auch. Ich würde gern täglich reiten - geht aber nicht, denn mein Brötchengeber hat ja auch ein Wörtchen mitzureden...
    Deswegen denke ich ist Gymnastik schon wichtig... ganz abgesehen davon, dass es mit dem richtigen RL tatsächlich Spaß macht - und das kannte ich auch jahrelang nicht (das war früher eher langweilige Quälerei für Reiter und Pferd ... )

    Den Menschen gehts doch heut eigentlich auch net anders... heut hat man Kreuzweh weil man tageintagaus krum im Bürostuhl hockt und sich ausser zum Kisatraining (schreibt man das so?) ein mal pro Woche nie bewegt...
    Viele Grüße
    Molly

  7. #7
    Erfahrener Benutzer Avatar von Molly
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    @ Angi - wir haben heute mehr "Wissen" ? Das bezweifle ich... ich hab nie mehr so viel gelernt wie bei meinem alten Bäuerchen... auch und vor allem über Pferdegesundheit... ist ja auch klar, wie Gerald schon schrieb, ist der Ackergaul lahm gewesen konnte die Frucht nicht rausgebracht werden (oder rein) ergo - nix zu essen...

    über Pferdebeahndlungen hat ein alter Oberst 18hundertlochimstrumpf gibt es ein hervoragendes Buch: "die Bein- und Hufleiden der Pferde" von Peter Spor Oberst a.D.

    Der hat übrigens auch Bücher über die Ausbildung von Militärpferden geschrieben.

    Gerald, von den Berbervölkern gibt es Überlieferungen, lies mal Sadko Solinski - den Schreibstiel muss man aber mögen
    Viele Grüße
    Molly

  8. #8
    Erfahrener Benutzer Avatar von Orie
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    Da habe ich doch gestern was Interessantes eingelegt!
    Ich führe unsere Pferde auch immer mal wieder spazieren (Jaaaaaa, wir haben eine Führanlage, zwar eine "manuelle", aber die führt sehr gut und flott ): als Ausgleich, wenn mal wenig Zeit ist, im Winter, wenns eh glatt ist und man nur Schritt reiten könnte (wobei man aber bei -10°C aufs Pferd frieren würde ) ect.
    Hat den Vorteil, daß unsere Pferde so Abwechslung bekommen, Führübungen vom Boden aus nicht nötig sind, weils diese Gratis dazugibt, die Pferde bei wenig Zeit dennoch eine anhaltende Aktivierung des Kreislaufes bekommen, und nicht zuletzt ich eben auch meine Bewegung bekomme (denn wenn ich sowieso laufen gehe, kann ja grad auch noch ein oder zwei Pferde mitlaufen! )

    Gestern habe ich das dann mal variiert:
    Da ich zwar in einer hügeligen, aber nicht bergigen Gegend wohne, fehlt unseren Pferden meist das klettern ein wenig. Gut, wenn wir auf die Alb fahren, bekommen sies etwas mit, aber zZ klappt das aus Zeitgründen nicht.
    Da wir mehrere Waldstücke um uns rum haben, die auch immer mal wieder schon ziemlich steile Stücke drin haben (wobei die nun zwar keine 500m lang sind, aber auf 100m kommen wir da auch).
    Ein großes Stück dafür ist gerade als Reisteil freigegeben, was heißt, daß auch entsprechende "Rückegassen" (ich nenne sie mal so, sind eher Schneisen der Gehölzzusammentrager, da an den Stellen durch den Steilheitsgrad keine Maschienen fahren können) vorhanden sind. Diese nutze ich nun, um mit dem Pferd Bergauf zu klettern. Gleichzeitig schult er Koordination und Trittsicherheit, da überall Äste und Stangen liegen. Bergab gehts dann jedesmal wieder Rückwärts ein paar Schritte hinauf, damit auch die Hintermuskeln nochmal kräftig arbeiten müssen (Bergauf Rückwärts machen wir auch so immer wieder, allerdings an dem steilen Hang am Anfang nur 2-3 Tritte, sonst geht er auch mal 10 oder 15 Meter den Berg rauf Rückwärts).
    Das haben wir gestern nun mit 2 Durchgängen angefangen und werden es noch steigern.
    Der Wallach hatte sichtlich Spass an der Sache, gerade auch im Hinblick auf die Lekkerli bei gut ausgeführten Kommandos!
    Übrigens: "Rückwärtsrichten" muß fürs Pferd, entsprechend angewandt und beigebracht, kein Tadel sein (wie z.B. bei Springreitern oft üblich), sondern eine normal auszuführende Lektion, bei der hinterher freilich Belohnung gibt . (Es darf dann allerdings auch sonst nie als Tadel verwendet werden)
    Danach haben wir dann gemeinsam noch "Grabenspringen" gemacht und der Wallach war glücklich

    Grüßles!

    Evtl. auch eine nette Art, sein Pferd zu gymnsatizieren!?
    Carpe Diem!

  9. #9
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    Hallo Heike,
    was Du da schreibst zeigt, daß Du wirklich ein Herz für Pferde samt entsprechendem -Verstand besitzt! !!!!
    Gerade bin ich mit meiner Stute (ebenfalls an der Hand) nach einem wunderschönen Spaziergang zurückgekommen. Seit wir eigene Pferde haben, bin ich auch immer wieder an der Hand unterwegs. Eigentlich hat es sich anfänglich aus dem Grasen gehen entwickelt. Damals wäre unser erstes Pferd ansonsten nicht ans Gras gekommen. Dabei habe ich bemerkt, wie schön das ist, wie sehr Pferde das genießen, mit ihrem Menschen einmal ohne Ballast unterwegs zu sein; einfach nur gehen, oder laufen oder stehen, rückwärtsrichten, aufpassen, was denn der Mensch so will, einfach nur Spaß haben, einfach nur schön!!!
    Auch wenn man immer wieder Fragen von Spaziergängern, oder früher, Menschen aus dem Dorf beantworten muß, warum man denn um alles in der Welt nicht am Pferd sitzt, ob man sich denn nicht rauf traut etc..... Auch wenn sie sich hinter mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn tippen.... Egal. Den Spaß haben meine Pferde und ich, wie auch die gute Beziehung Sie vergessen´s einem nämlich nicht! Bei meinem Dicken muß ich im Frühling etwas aufpassen. Da fliegen mir schon öfter einmal seine Beine um die Ohren. (Er hat mich aber noch nie getroffen. Wie sich bis jetzt gezeigt hat, paßt er trotz übersprudelnder Lebensfreude dabei schon entsprechend auf). Dabei quietscht er vor Vergnügen und aus purer Lebenslust. Als er noch sehr jung war, haben wir auf diese Art und Weise auch ausprobiert, wie steil er noch bergauf, oder bergab klettern kann, durch Dickicht, Bäche, über Böschungen. Alles was sich halt so bietet. An seiner Seite war immer ich, und er ist voll Vertrauen mit mir durch dick und dünn marschiert. Das Resultat: auch unterm Sattel marschiert er voll Zuversicht durch dick und dünn .
    So viel Spaß kann lernen, Beziehungsarbeit, einfach das Leben miteinander, für Pferd und Mensch machen!
    Liebe Grüße
    Greta

  10. #10
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    Dem kann ich nur voll beipflichten. Beziehungsarbeit funkt am Besten in Augenhöhe.

    Auch wir gehen noch des öfteren spazieren, aber vor allem für junge Pferde, bevor man sie anreitet oder einfährt, bekommt man so sehr einfach ruhig und ausgeglichen. Außerdem können sie sich so viel besser an SEINEM (hoffentlich ruhigen) Menschen orientieren, wenn "Monster" auftauchen, weil sie den Menschen besser wahrmehmen.

    LG gerald

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